Sah und hörte man den Kiebitz (Vanellus vanellus) zur Brutzeit noch auf vielen Feldern und Wiesen (und verkaufte ganz früher sogar geklaute Eier in den Städten), so ist dieser schöne schwarz-weiße Vogel mit dem auffälligen Schopf heute nur noch an wenigen Stellen zu finden.
Wie viele Vögel und Arten des Agrarlebensraumes (Braunkehlchen, Feldlerche, Rebhuhn, ...) ist der Kiebitz als Vogel des Jahres 2024 im steilen Sinkflug und das auch bei uns im südlichen
Ostholstein. Bundesweit ist der Bestand seit 1980 um über 93 Prozent eingebrochen! In der Roten Liste Schleswig-Holsteins, seinem ursprünglichen Kernlebensraum, wurde er 2021 von ungefährdet
gleich in die Kategorie "gefährdet" (RL3) eingestuft.
Was sind die Ursachen?
Was der Eierklau in früheren Jahren nicht geschafft hat, ist schleichend durch die immer intensivere Landbewirtschaftung der letzten Jahrzehnte und damit verbundener Entwässerung neuer Flächen
verursacht worden. Ehemals noch vorhandene Tümpel und feuchte Senken wurden (und werden zum Teil noch) zugeschüttet und für die Arbeit auf größeren Ackerschlägen mit größeren, effektiveren
Maschinen eingeebnet.
Nahrungsbereiche sind durch das Beseitigen von vielen Brachflächen zwischen den Äckern verschwunden und die angestrebte, erforderliche Wiederherstellung wird politisch immer weiter aufgeschoben, da gleichzeitig wirtschaftlicher Druck auf die Landwirtschaft herrscht.
Im Gegensatz zum einem früheren Kleinbauern, welcher angehalten hat, das Kiebitzgelege kurz mal bei Seite und danach wieder hingelegt hat, ist heute scheinbar keine Zeit mehr ein Kiebitzgelege zu
erkennen, zu markieren und bei der Bodenbearbeitung auszusparen.
Viele ehemalige Brutreviere sind somit schon verschwunden und die letzten stehen kurz davor.
Kiebitze sind Vögel mit traditionellen Brutrevieren, d.h. sie kehren nach dem Winter im Südwesten Europas immer wieder in den selben Brutbereich bei uns zurück. Und ist dieser einmal weg, dann
wird er auch bei besseren Bedingungen nicht so schnell mehr wieder eingenommen. Dieses liegt am auffälligen Gebaren der Kiebitze zur Balz-und Brutzeit. Die weithin hörbaren "Kiwiet"-Rufe
sind nicht zu überhören und ihre akrobatischen Balzflüge in einem stetigen Auf und Ab nicht zu übersehen.
Hat ein Kiebitzpaar ein neues Brutrevier ausgemacht und die Bedinungen scheinbar ideal, so sind die Gelege bzw. die nicht flüggen Jungvögel leicht auffindbare Nahrung für Prädatoren wie Fuchs, Marder und Co. Selbst einem eventuellen Nachgelege ereilt oft das gleiche Schicksal.
In früheren, traditionellen Revieren waren die Kiebitze nicht allein auf sich gestellt, sondern es waren einige andere Brutpaare in der Nähe. Gemeinsam waren diese stark und konnten nun ihre
Feinde durch ihre Auffälligkeit und ihre (scheinbare) Übermacht meistens vertreiben. Ein gelegentlicher Gelegeverlust schlug dann nicht so zu Buche und es konnten Nachgelege produziert
werden. Viele dieser traditionellen Reviere bei unseren Dörfern sind mittlerweile verwaist. Daher ist es besonders wichtig, die bei uns noch wenigen verbliebenen traditionellen Reviere zu
erhalten.
Die reginalen Kiebitz-Reviere liegen in Stockelsdorf und in Timmendorfer Strand im Naturschutzgebiet Aalbeek-Niederung. Das traditionelle Vorkommen im und am Curauer Moor ist
leider nach 2020 verschwunden. Gelegentlich brüten noch Einzelpaare hier und da auf im Frühjahr noch kaum bewachsenen (Mais-)Äckern, aber eben nur mit wenig Überlebenschancen.
Zur Erhaltung und Stärkung der verbliebenen Bestände ist ein intensiver Schutz gemeinsam mit den Landwirten dieser Flächen erforderlich. Dieses setzt Bereitschaft voraus und eine
tatkräftige Unterstützung auch von unserer ehrenamtlichen Seite. So müssen im jeden Jahr die Brutplätze ohne zu stören lokalisiert und markiert werden, so dass sie bei der Landbearbeitung
umfahren bzw. ausgelassen werden können. Der Verlust des geringeren Ertrages kann bei Bedarf von uns entschädigt werden, wenn die Brut erfolgreich war, was ebenfalls aus der Ferne von uns
kontrolliert werden wird.
Lust, beim Vogelschutz vor Ort mitzumachen?
Wenn Interesse an dieser Arbeit in Timmendorfer Strand und Stockelsdorf besteht, dann nehmt gerne Kontakt mit uns auf: info@nabu-ostholstein-sued.de.
Kiebitze entdeckt? Bitte melden!!
Ebenso freuen wir uns, wenn es von uns noch nicht entdeckte Brutvorkommen im südlichen Ostholstein geben sollte und uns diese mitgeteilt werden.
Näheres zum Kiebitz und zur Biologie des Kiebitzes hier
War das Braunkehlchen vor nicht allzu langer Zeit auch in ganz Schleswig-Holstein ein wenig bekannter, aber gewöhnlicher Vogel der Felder und Wiesen, so sind die Brutnachweise auch im südlichen Ostholstein in den letzten Jahren sehr rar geworden. Es sind bei uns meistens nur noch im Mai und später im August durchziehende Vögel zu entdecken und selbst diese werden schon zur einer Minderheit.
Die letzten revieranzeigenden Braunkehlchen wurden z.B. im Curauer Moor 2016 fest gestellt.
Während das Braunkehlchen im Bestand abgenommen hat, konnte bei den verwandten Schwarzkehlchen ein Zuwachs von Brutrevieren festgestellt werden. Der Randstreifen, welcher 2018 zur extensiven
Beweidung u.a. mit unseren Mitteln im Curauer Moor für die Schwarzkehlchen eingezäunt wurde, scheint Schwarzkehlchen sehr anzuziehen, so dass dort jetzt regelmäßig bis zu 3 Brutreviere
festgestellt werden können. Und eine weitere "Kehlchen-Art“, das Blaukehlchen, scheint sich seitdem auch dort sehr wohl zu fühlen. Wir hoffen, dass bald auch ein durchziehendes Braunkehlchenpaar
hier "hängen" bleibt.
Die Ursachen zum Verschwinden des Braunkehlchens liegen zu einem großen Teil im Rückgang geeigneter Bruthabitate in Zusammenhang mit einem weiterhin sinkenden Nahrungsangebot (Insekten), welches
wiederum eine Folge des weiterhin großflächigen Einsatzes von Insektiziden und Pestiziden darstellt.
Eine Umkehr in der konventionellen Landwirtschaft kommt nur langsam in Gange. Ob dieses schnell genug geht, um den Braunkehlchen und auch zahlreichen anderen verschwindenden Arten, wie auch der
Kiebitz und das Rebhuhn, zu helfen, ist fraglich.
Weitere Informationen zum Braunkehlchen finden Sie hier: Vogel des Jahres
Mit 31,9 % der Stimmen bei einer Auswahl von 5 Vogelarten er gewonnen. Bei uns in Schleswig-Holstein ist der Wiedehopf als Brutvogel schon lange ausgestorben und war auch vorher nicht häufig vertreten. Mit Glück kann man den in unseren südlichen Bundesländern brütenden Vogel während des Vogelzuges beobachten, wenn er versehentlich zu weit in den Norden gelangt ist oder Jungvögel ihre erste Erkundungen in den Norden ausdehnen.
Die von uns favorisierte Mehlschwalbe hat es immerhin mit 24,4 % der Stimme auf Platz 2 geschafft!
Wir werden uns weiter für den zweiten Sieger, die Mehlschwalbe einsetzen, in dem wir für Bau von Nisthilfen und die Schaffung von Nahrungsräumen und Insektenvielfalt einsetzen. (Unsere Aktionen --> Schwalbenfreundliches Haus)
Zur Wahl standen Wiedehopf, Steinschmätzer, Bluthänfling, Mehlschwalbe und Feldsperling.
Unserer Favoriten war und ist die Mehlschwalbe. Denn, obwohl gesetzlich verboten, werden immernoch jedes Jahr ihre mühsam gebauten Nester entfernt. Der Grund „Verschmutzung" kann dabei leicht durch Kotbretter eingeschränkt werden. Gerne unterstützen und beraten wir bei der Montage von Kotbrettern und Nisthilfen.
Am Ende winkt vielleicht eine Auszeichnung mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“.
Weitere Informationen zur Mehlschwalbe finden Sie hier
Infos zur Kampagne "Vogel des Jahres" finden Sie hier
2021 ist das Rotkehlchen nun schon zum zweiten Mal der Vogel des Jahres.
Er ist einer der wenigen Vögel, die wohl allen, auch den Kleinen, bekannt sein sollte. Daher wundert es nicht, dass er bei der ersten deutschlandweiten Wahl zum Vogel des Jahres den Spitzenplatz errungen hat.
Das Rotkehlchen ist ein Vogel, welcher hoffentllich noch in jedem Garten zu sehen und zu hören ist. Damit es so bleibt gibt es einige Möglichkeiten dieses zu unterstützen. Auch andere Tiere des Gartens werden es danken!
Ausführliche Informationen zu Rotkehlchen finden Sie hier
Oliver Juhnke