Der Eiskeller in Bad Schwartau

Jedes Jahr fliegen über 30.000 Fledermäuse zum Überwintern in die Bad Segeberger Kalkberghöhle. Eine kleine Gruppe Brauner Langohren wählt jedoch ein anderes Winterquartier: den ehemaligen Eiskeller der heutigen Seniorenresidenz Geertz in Bad Schwartau.

Eine Stahltür und eine Holztür mit Einflugschneisen sichern den Eingangsbereich des Eiskellers. Foto: Anja Heidemann
Eine Stahltür und eine Holztür mit Einflugschneisen sichern den Eingangsbereich des Eiskellers. Foto: Anja Heidemann

Optimale Bedingungen für Fledermäuse

Der Eiskeller liegt versteckt in einem kleinen Hang direkt am Riesebusch-Parkplatz. Er bietet den Braunen Langohren optimale Bedingungen zum Überwintern. Die Temperaturen sind hier im Winter niedrig und es ist frostfrei. Die Luftfeuchtigkeit ist ausreichend, es ist dunkel und gut durchlüftet, aber zugluftfrei. Zudem gibt es zahlreiche Versteckmöglichkeiten und Plätze zum ungestörten Hängen.

 

Historie des Eiskellers

Dass die Braunen Langohren den ehemaligen Eiskeller als Winterquartier nutzen können, ist einer Initiative der Ortsgruppe Ostholstein-Süd (damals noch OG Bad Schwartau) des NABU zu verdanken. Der über 125 Jahre alte Eiskeller diente zunächst dem Hotel Geertz zur Lagerung von Lebensmitteln. Im Winter wurde mit Pferd und Wagen das im zwei Kilometer entfernten Mühlenteich geschlagene Eis zum Keller transportiert, um damit in den Sommermonaten die Lebensmittel kühl zu halten. Nach Einführung der Kühlschränke wurde diese Methode des Kühlens überflüssig. Der Eiskeller wurde dann von einem Fellhändler zur Lagerung von Fellen genutzt. Als auch dieser keinen Bedarf mehr hatte, wurde der Zugang des 12 Meter langen, 5 Meter breiten und 5 Meter hohen Eiskellers zugemauert und der Eiskeller mit Erde zugeschüttet.

Der im Eiskeller an der Decke befestigte Maschendrahtzaun war wegen der Verletzungsgefahr für die Fledermäuse als Hangplatz ungeeignet. (Foto: Anja Heidemann)
Der im Eiskeller an der Decke befestigte Maschendrahtzaun war wegen der Verletzungsgefahr für die Fledermäuse als Hangplatz ungeeignet. (Foto: Anja Heidemann)

Umgestaltung zum Fledermausquartier

In den späten 1990ern hatte das NABU-Mitglied Jörg Martinovs die Idee, den Eiskeller als Fledermausquartier herzurichten. Zunächst musste jedoch die Eignung der Räumlichkeiten geprüft werden. Mit Stangen wurde in der Erdschicht auf der Decke nach dem Befüllungsschacht gesucht, durch den man mit einer Leiter hinab in den Eiskeller steigen konnte. Überraschenderweise fand man dort Bilder an den Wänden, andere zurückgelassene Einrichtungsgegenstände und Müll. Am wichtigsten war jedoch, dass die Räumlichkeiten sich gut als Winterquartier für Fledermäuse eigneten.

Die NABU-Ortsgruppe setzte sich unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Knut Jacobs dafür ein, den Eiskeller in ein Winterquartier für Fledermäuse umzubauen. Dank der reibungslosen Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Forstamt und den zuständigen Behörden konnte das letztendlich 15.000 DM teure Vorhaben zügig umgesetzt werden. Die Erde vor dem Eingang wurde abgetragen, die zugemauerte Tür geöffnet und der sich im Eiskeller befindliche Schutt und Müll entfernt. Dann wurde die Einflugschneise mit zwei vier Tonnen schweren Betonröhren verlängert, der Zugang durch eine von Jörg Martinovs angefertigte Stahltür verschlossen und die Anlage eingefriedet.

Florian Moll, Günther Pauli und Jörg Martinovs entfernen den Maschendrahtzaun und alle an den Befestigungsstiften hängengebliebenen scharfkantigen Drahtreste. (Foto: Anja Heidemann)
Florian Moll, Günther Pauli und Jörg Martinovs entfernen den Maschendrahtzaun und alle an den Befestigungsstiften hängengebliebenen scharfkantigen Drahtreste. (Foto: Anja Heidemann)

Weitere Investitionen und Verbesserungen

Im Laufe der Jahre folgten weitere Investitionen seitens des NABU. Kurz hinter der Stahltür wurde eine Holztür mit Einflugschneisen eingebaut, um die Temperatur im Keller konstant kühl zu halten. Außerdem wurden Hohlbetonsteine an den Wänden befestigt, Maschendraht an der Decke angebracht und im Dach eine Konstruktion zur Befeuchtung und Bewässerung eingebaut. Trotz der guten Bedingungen im Eiskeller hat es länger als zehn Jahre gedauert, bis die ersten Braunen Langohren das Quartier akzeptierten. Der Maschendraht an der Decke wurde kürzlich bei einem Arbeitseinsatz wieder entfernt. Der Fledermausbestand im Eiskeller wird jedes Jahr vom Fledermausexperten Matthias Göttsche und Mitgliedern des NABU Ostholstein-Süd gesichtet.

 


Weiterführende Informationen

 

Möchten Sie mehr über Fledermäuse und ihre Lebensweise erfahren? Auf der NABU-Seite Schleswig-Holstein finden Sie zahlreiche Informationen und hilfreiche Tipps, wie Sie die nachtaktiven Tiere schützen können.

Für detaillierte Informationen zu den verschiedenen Fledermausarten in Deutschland und wie Sie deren Schutz unterstützen können, besuchen Sie unsere Fledermaus-Informationsseite.

 

Erfahren Sie mehr über den Eiskeller und andere spannende Projekte des NABU Ostholstein-Süd auf unserer Projektseite.