Naturschutzgebiet Aalbeek-Niederung am Hemmelsdorfer See

Naturraum zwischen Strandurlaub und Landwirtschaft

Das 1985 ausgewiesene Naturschutzgebiet „Aalbeek-Niederung“  bei der Gemeinde Timmendorfer-Strand im Westen der Lübecker Bucht ist am besten vom Großparkplatz südlich der B 76 vor dem Niendorfer Hafen zu erreichen.
Seit 1992 ist es als europäisches Vogelschutzgebiet und seit 2010 als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) ausgewiesen. Es ist einschließlich der Teil-Seefläche des Hemmelsdorfer Sees etwa 349 Hektar groß.

Bild: Oliver Juhnke/NABU
Bild: Oliver Juhnke/NABU

Der Hemmelsdorfer See stellte früher eine durch das Abschmelzen der Gletscher der letzten Eiszeit entstandene Förde der Ostsee dar. Durch fortwährenden, noch heute andauernden Abbruch und Strömungsabtrag der nahen Steilküste „Brodtener Ufer“, entstand am Übergang zur Ostsee mit der Zeit eine Nehrung, welche  den See heute komplett von der Ostsee abgetrennt und somit ein großer Strandsee (Haff) zurückblieb.


Bis vor nicht langer Zeit war die landseitige Ebene hinter der Nehrung durch wiederkehrenden Salzwassereinbruch geprägt, so dass durch die Vermischung von Süss- und Salzwasser Brackwasserhabitate entstanden. Zur Landseite hin entwickelten sich weitläufige Verlandungsgesellschaften aus Feuchtgrünland, Röhrichten und Weidengebüsch und Erlenbrüchen, wie sie heute noch erlebbar sind.

Bild: Oliver Juhnke/NABU
Bild: Oliver Juhnke/NABU

Heute wird der Hemmelsdorfer See mit seinen zahlreichen, Nährstoff eintragenden Zuläufen durch die namensgebende Aalbeek in die Ostsee entwässert. Ein Nebenarm, die Tweerbek,  mündet kurz vor dem Niendorfer Hafen wieder in die Aalbeek   Der Wasserstand wird seit 2009 automatisch durch eine Schleuse am Niendorfer Hafen reguliert. Bei Wetterlagen mit Oststurm und Hochwasser und gleichzeitigem Regen auf der Landseite kommt es besonders in den Wintermonaten zu Süßwasser-Überschwemmungen im Gebiet. Der Eintrag von Salzwasser ist durch den Schleusenbau nun allerdings weitgehend unterbunden.

 

NATUR ERLEBEN

Vom Parkplatz in Niendorf bietet sich ein erster Blick über die extensiv genutzten Feuchtweiden. Vorbei am sehenswerten Vogelpark, mit Vögeln aus aller Welt, führt ein Weg durch ein weitläufiges Erlenbruchgebiet zum nach Hermann Löns benannten Aussichtsturm, von dem sich über die Baumwipfel ein weiter Blick über den Hemmelsdorfer See, die südholsteinische Landschaft bis zu den Türmen Lübecks bietet.
Der Hemmelsdorfer See ist insgesamt 4,6 km2 groß. Dieser Bereich des Schutzgebietes ist für Freizeit-Wasserfahrzeuge gesperrt.
Der Uferbereich ist durch einen Gürtel aus Bruchwald mit Schwarzerle und Weiden mit vorgelagertem bis zum 50 m breiten Schilfgürtel aus Schilfrohr und schmalblätterigem Rohrkolben geprägt. Durch einen überhöhten Nährstoffeintrag aus den angrenzenden Ländereien ist die Wasserökologie eutroph bis hypertroph, also zu sehr mit Nährstoffen angereichert, was im Sommer leider zu regelmäßigen Algenblüten führt.

 

Übrigens: Mit einer Tiefe von 39,5 m unter Null befindet sich im südlichen Seeteil geographisch der tiefste Landpunkt Deutschlands.

Bild: Oliver Juhnke/NABU
Bild: Oliver Juhnke/NABU

In Winter dient der See zahlreichen Reiherenten, Bergenten und anderen Wintergästen aus Fennoskandinavien als Nahrungs- und Rasthabitat. Möwen und andere  Wasservögel nutzen ihn als Ruhe- und Süßwasserbadeplatz. Überwinternde Rohrdommeln lassen sich bei vorhandener Eisdecke besonders gut vom Aussichtsturm aus beobachten.

Bild: Oliver Juhnke/NABU
Bild: Oliver Juhnke/NABU

Der Erlenbruchwald, welcher besonders eindrücklich auf dem Fußweg zum See erfahren werden kann, ist sich selbst überlassen und stellt ein kleines Stück seltener Wildnis dar.

Bild: Oliver Juhnke/NABU
Bild: Oliver Juhnke/NABU

Der Schilfgürtel ist im Sommer ein wichtiges Bruthabitat für Drosselrohrsänger, Bartmeise, Rohrschwirl und Rohrweihe.

Bild: Oliver Juhnke/NABU
Bild: Oliver Juhnke/NABU

 Auf der Ostsee lassen sich hier im ruhigeren Winterhalbjahr zahlreiche Eider-, Trauer- und Eisenten und mit Glück sogar mal Basstölpel und Tordalken entdecken. Im Sommerhalbjahr gibt es allerdings durch die intensive Strandnutzung so gut wie keinen Platz für die Natur.


Bild: Oliver Juhnke/NABU
Bild: Oliver Juhnke/NABU

Die Feuchtgrünlandflächen werden mit Robustrindern extensiv beweidet. Auf einem Teil dieser Flächen erfolgt weiterhin eine Mahd. Es sind noch kleine Bestände botanischer Seltenheiten vorhanden, wie wertvolle Wildorchideen, u.a. Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris) und fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) aber auch Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris) und Sumpfplatterbse (Lathyrus palustris).

Dieser Lebensraum und das Seeufer bieten ebenso optimale Bedingungen für verschiedenste Insekten und sorgen für eine große Libellenvielfalt.

 

Lohnende Touren zum Wandern und Radfahren

Für eine ausgedehnte Wandertour bietet sich ein Rundgang vom Niendorfer Hafen über den Aussichtsturm am See bis in den Westen des Gebietes und am touristisch stark genutzten Strandufer zurück zum Niendorfer Hafen an. Die Wegeführung ist auf Schildern gut ausgezeichnet. Weitere Schilder informieren über Besonderheiten des Gebietes.

 

Für Radfahrer ist eine Umrundung des Hemmelsdorfer Sees mit einem Zwischenhalt am Fischereihof in Hemmelsdorf sehr lohnenswert. Der See lässt sich dort über einen Holzbohlensteg barrierefrei erleben und mit Fernglas oder Spektiv lassen sich von hier am besten die Brutflösse für die Flussseeschwalben beobachten.

 

Im Frühjahr ist hier der Durchzug von Zwergmöwen und Trauerseeschwalben ein Erlebnis. Der Vogelzug sowohl im Frühjahr als auch im Herbst kann auch vom hohen Aussichtsturm am See gut beobachtet werden. Mit Glück ist dann auch ein vorbeiziehender Fischadler dabei.

 

Ganzjährig zu beobachten: 

u.a. Seeadler, Kranich, Graugans, Graureiher, Blässhuhn, Wasserralle, Schwarzspecht, Eisvogel, Birkenzeisig, Bartmeise, Gänsesäger, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Reiherente, Schellente, Höckerschwan, Blässhuhn, Kormoran, Lachmöwe, Mantelmöwe, Silbermöwe

 

Frühling, Sommer:

u.a. Kleinspecht, Grünspecht, Haubentaucher, Flussseeschwalbe, Kuckuck, Rohrschwirl, Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Schlagschwirl, Sprosser, Pirol, Rohrweihe, Neuntöter, Braun- und Schwarzkehlchen, Wiesen- und Baumpieper, Feldlerche, Bekassine (Zug), Bruchwasserläufer, Waldwasserläufer u.a. Limikolen (Zug), Schwarzhalstaucher, Beutelmeise (selten), Knäkente

 

Herbst und Winter:

u.a. Fischadler (Zug), Silberreiher, Erlenzeisige, Zwergsäger, Bergente, Blässgans

 

Kontakt

Schutzgebietsbetreuung: NABU Schleswig-Holstein

 

Schutzgebietsreferent: Oliver Juhnke, Email: oliver.juhnke@nabu-ostholstein-sued.de, Mobil: 0170 3644680